Abdruck (FKV)
Schlichting, Helena
In einem Zeitalter der massenhaften Verfügbarkeit digitaler Bilder, die in Sekundenschnelle und ohne technisches Vorwissen zur Information und Kommunikation hergestellt werden können, bedient sich Helena Schlichting komplexer manueller Bildproduktionsverfahren. Sie arbeitet ohne Kamera, mit Licht und Chemikalien und greift auf Techniken zurück, die so alt sind wie die Fotografie selbst. In einem zeitintensiven Prozess beschichtet die Künstlerin ihre ungewöhnlichen Bildträger zum Teil selbst mit Fotoemulsion, belichtet diese, ob bei Mondschein oder mit dem Licht ihres Handydisplays, und entwickelt sie anschließend. Diese Vorgehensweise ist, wie schon die Fotoexperimente der 1920er Jahre, den eigentümlichen, geheimnisvoll anmutenden Gesetzen und Möglichkeiten des Mediums abseits eines dokumentarischen Realismus verschrieben. Das Ergebnis sind keine Bilder im herkömmlichen Sinne, denn sie tragen nicht den Gestus des Zeigens und Aufklärens. Kein klar erkennbarer Blickwinkel oder Gegenstand wird festgehalten, sondern vielmehr diffuse Spuren, die den spezifischen Ort und einen nicht vollständig steuerbaren Entstehungsprozess in sich bergen.